An kaum einem Nahrungsmittel scheiden sich die Gemüter so sehr wie an der Milch. Für die einen ist die weiße Flüssigkeit ein Lieferant wichtiger Nährstoffe und Spurenelemente, insbesondere Kalzium. Die Gegner hingegen erwidern, Milch bräuchten nur Säuglinge und dann sowieso nur die menschliche Muttermilch. Dass die Mehrheit im Erwachsenenalter eine Unverträglichkeit für den Milchzucker Laktose entwickelt, habe schon seinen Sinn. Milchfan oder entschiedener Gegner – wer hat die besseren Argumente?

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Das Problem industriell verarbeiteter Milch

Kuhmilch ist aufgrund der mit Schwangerschaft und Geburt zusammenhängenden hormonellen Aktivität eine unglaublich nährstoffreiche Flüssigkeit. Ihr natürlicher Zweck besteht darin, ein Kalb zu füttern, bis es entwöhnt wird.

Die Aufschrift „natürlich“ verdient die Milch aber schon lange nicht mehr. Längst ist sie zu einem industriell verarbeiteten Nahrungsmittel geworden – die im Handel erhältliche Milch ist heute nämlich meist pasteurisiert und homogenisiert.

Milchglas Milchkanne ist Milch gesund

Pasteurisierung ist ein Prozess, bei dem schädliche Bakterien abgetötet werden. Das Problem besteht darin, dass Milch ein lebendiges Lebensmittel ist, sodass durch das Erhitzen die Bioverfügbarkeit von Kalzium und Eiweiß erheblich beeinträchtigt wird.

H-Milch wird im Vergleich zur Frischmilch ultrahoch erhitzt (auf 140 Grad), wodurch auch noch 20 Prozent der Vitamine vernichtet werden.

Homogenisierung folgt nach der Pasteurisierung. Die Milch wird unter hohem Druck durch Spalten gepresst, sodass das Milchfett in feinste Kügelchen zerkleinert wird und sich kein Rahm mehr absetzt. Diese industrielle Verarbeitung verändert die natürlichen Eigenschaften der Vollmilch, was schädliche Stoffe freisetzen und den Verdauungstrakt stören kann.

Aber es gibt ja noch die ökologische Alternative. Ist Bio-Milch hochwertiger und gesünder als das konventionelle Produkt? Auch da sind Zweifel angebracht. Zwar soll die Bio-Milch erheblich mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren enthalten als normale Milch. Ansonsten unterscheiden sich die Inhaltsstoffe aber kaum.

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„Die Milch macht’s“ – das war mal!

„Eine gesunde ausgewogene Ernährung mit viel pflanzlichen Lebensmitteln, mit wenig oder gar keinen Milchprodukten, kann die Kalziumbilanz ebenso sichern“ (Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin am Else-Körner-Fresenius-Zentrum der Technischen Universität München)

Milch kann, sie muss aber nicht der Hauptlieferant von Kalzium sein. Enthalten ist der wichtige Mineralstoff auch in Grünkohl, Fenchel, Brokkoli, frischen Kräutern, Hülsenfrüchten sowie in kalziumhaltigem Mineralwasser. In Asien zum Beispiel decken die Menschen ihren Kalziumbedarf hauptsächlich über diese und andere pflanzliche Quellen.

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Mythen in Tüten: Schützt Milch vor Knochenbrüchen?

Milchproduzenten behaupten, dass eine verstärkte Aufnahme von Kalzium Osteoporose vorbeugt, und empfehlen drei Gläser Milch pro Tag. Wenn das stimmte, dann müssten wir eigentlich die besten Knochen der Welt haben. Aber das Gegenteil ist der Fall: In Asien beispielsweise, wo traditionell wenig bis gar keine Milch getrunken wird, ist die Osteoporose-Rate viel niedriger als in Europa. Auch die Forschung bestätigt, dass die ausschließliche Nahrungsergänzung mit Kalzium über einen längeren Zeitraum die Fähigkeit zur Speicherung von Kalzium senkt und deshalb nur einen geringen Nutzen hat.

Osteoporose kann außerdem verschiedene Ursachen haben. In manchen Fällen kann der Kalziumverlust der Knochen eine Reaktion auf ein zugrundeliegendes Stoffwechselproblem sein – der Kalziummangel wäre dann nur das Symptom eines tiefergehenden Problems. Wie andere Mineralstoffe sollte auch Kalzium anhand einer Haarmineralanalyse  im Verhältnis zu anderen Begleitfaktoren beurteilt werden. Die Einnahme von Kalzium kann nämlich einen Mangel anderer Mineralstoffe wie Magnesium, Phosphor und Kupfer begünstigen. Meistens liegen also gleichzeitig verschiedene Mängel vor.

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Rohmilch: Gesunde Milch?

Obwohl der Milchkonsum noch nie so umstritten war wie heute, steigt die Zahl der Rohmilch-Anhänger kontinuierlich – wir finden: zurecht! Doch was ist Rohmilch?

Rohmilch ist frisch gemolkene Milch, die weder pasteurisiert noch homogenisiert wird und daher völlig naturbelassen ist. Sie enthält Lactase, die bei der Wiederherstellung der Darmflora helfen kann und somit die Verdauung verbessert. Rohmilch sollte jedoch nur bei Molkereien gekauft werden, die regelmäßig den Bakteriengehalt ihrer Milch überprüfen. Wenn Sie also eine vertrauenswürdige Quelle für hochwertige Rohmilch von Kühen aus Weidehaltung finden, ist eine kleine Menge davon in Ordnung.

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Unser Rezept-Tipp

Eine hervorragende Methode zur Verbesserung des Nährwerts von Milch ist die Herstellung hausgemachten Kefirs. Sie brauchen hierfür nichts weiter als:

  1. Milch von einer guten Quelle
  2. Kefirknollen (In lokalen Supermärkten wird man meist nicht fündig. Einzig im Internet oder in russischen Läden gibt es die Knollen zu kaufen)
  3. Glaskrug

Neben nützlichen Bakterien und Pilzkulturen enthält Kefir Mineralstoffe und essenzielle Aminosäuren, die dem Körper mit heilender und pflegender Wirkung helfen. Alle Proteine in Kefir sind teilweise verdaut und daher leichter vom Körper zu nutzen. Kefir enthält außerdem viel Kalzium und Magnesium, die für die Gesundheit des Nervensystems wichtig sind. Zum Rezept klicken Sie hier.

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Fazit

Uns ist bewusst: Sie alleine entscheiden, ob und in welchem Ausmaß Sie industrielle Milchprodukte konsumieren. Wir wollen lediglich Denkanstöße geben und Ihnen aufzeigen, dass Milch aus herkömmlichen und industriellen Molkereien oft mehr Schaden als Vorteile für Ihre Gesundheit bringt. Rohe, nicht behandelte Milchprodukte von Tieren aus Weidehaltung wie ungesüßter Kefir haben dagegen einen exzellenten Nährwert und bieten daher die meisten Vorteile für Ihre Ernährung.